Mehr Sicherheit: 7 sichere WhatsApp-Alternativen

01. Oktober 2019 - Minuten Lesezeit

Schnell den Kollegen die Bilder der Betriebsfeier schicken, einem Freund Bescheid geben, dass man später zum vereinbarten Treffpunkt erscheinen wird und in der Mannschaftsgruppe über die Aufstellung beim nächsten Spiel diskutieren: Heutzutage hat fast jeder eine Messenger-App auf seinem Smartphone installiert.
Mit über einer Milliarde Nutzern ist WhatsApp die mit Abstand beliebteste App.
Doch nicht erst seit der DS-GVO suchen viele datenschutzkonforme und sichere WhatsApp-Alternativen.

WhatsApp tauscht bereits seit 2016 Daten mit Facebook aus – dem Mutterunternehmen, das Medienberichten zufolge Sprachnachrichten des hauseigenen Messengers abhören und abtippen ließMehr Informationen zur Nutzung von WhatsApp im Unternehmen, finden Sie hier.

Sichere WhatsApp-Alternativen: Im Folgenden haben wir für Sie nun 7 Messenger zusammengestellt, die es mit dem Schutz Ihrer Daten ein bisschen genauer nehmen, als der Marktführer.

#1 Signal

Signal war einer der ersten Messenger, bei denen die Nachrichten Ende-zu-Ende verschlüsselt wurden. Der Entwickler Open Whisper Systems entwickelte die Basis für diese Verschlüsselungsmethode, die mittlerweile von vielen Messengern eingesetzt wird. Der Hersteller genießt einen exzellenten Ruf, so wird er u.a. vom "Whistleblower" Edward Snowden genutzt. 

Die App speichert kaum Metadaten und bietet nützliche Features, wie verschlüsselte Anrufe, das Blockieren von Screenshots und "selbstzerstörende" Nachrichten. Außerdem wird Signal komplett durch Spenden und Stiftungen finanziert, weshalb die Entwickler auf Werbung verzichten können. Aus Sicherheitsgründen gibt es keine Backup-Funktion, allerdings besteht auf Android-Geräten die Möglichkeit, Chats zu exportieren. Ein Nachteil sind die Serverstandorte, die sich alle in den USA befinden. Signal macht in seinen AGB keine Aussage zur Beschränkung der Nutzung auf private oder gewerbliche Zwecke, weshalb von einem unbeschränktem Nutzungsrecht ausgegangen werden kann und damit gewerblich nutzbar ist.

#2 Threema

WhatsApp-Alternative Threema

Threema ist grundsätzlich ohne die Angabe von persönlichen Daten nutzbar. So werden Telefonnummer und E-Mail-Adresse nur auf Wunsch des Nutzers hin gespeichert. Möchte man seine Kollegen bei Threema finden, kann man seine Kontakte verschlüsselt synchronisieren. Der Hersteller erhält also nur anonymisierte („gehashte“) Daten und verspricht, diese zu keinem Zeitpunkt auf einem Datenträger zu speichern und sofort wieder zu löschen. Zu den nützlichen Features gehört u.a. die PIN-Sperrfunktion, mit der private Chats mit einem PIN geschützt werden können. Außerdem besteht auch bei Threema die Möglichkeit, verschlüsselte Anrufe zu tätigen. Ein Nachteil der App ist die geringe Verbreitung, was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass der Messenger nicht kostenlos erhältlich ist. Im AppStore kostet Threema derzeit 3,49 €, im Playstore 2,99 €. Auch Threema macht in seinen AGB keine Aussage zur Beschränkung der Nutzung, weshalb auch hier von einem unbeschränktem Nutzungsrecht ausgegangen werden kann.

#3 Hoccer

Hoccer wurde von der deutschen Firma Hoccer Betriebs GmbH entwickelt und ist wie Threema ohne die Angabe von persönlichen Daten nutzbar. Es wird also weder eine Telefonnummer noch eine E-Mail-Adresse benötigt, ein selbstgewähltes Pseudonym reicht zur Anmeldung völlig aus. 

Für diese hohe Sicherheit gibt es allerdings Abstriche beim Nutzungskomfort, eine Möglichkeit zur automatischen Synchronisation des Adressbuchs gibt es nicht. Möchte man seine Freunde bei Hoccer finden, muss man sie aktiv einladen, z.B. per E-Mail. Die App war 2015 Testsieger im Messenger-Vergleich bei Stiftung Warentest und bietet viele Features. So werden keine Metadaten gespeichert und es gibt kein Größenlimit für versendete Dateien. Ein Manko: Hoccer bietet bisher keine Telefonate an. Der Messenger macht keine Aussage zur Beschränkung der Nutzung auf private Zwecke, weshalb auch hier von einem unbeschränktem Nutzungsrecht ausgegangen werden kann.

#4 Wire

Wire stammt aus einer Kooperation von Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz und hat sich auf verschlüsselte Anrufe und Gruppenanrufe spezialisiert. Auch Videoanrufe sind abhörsicher möglich, dank der Voice-over-IP-Technologie. Anders als bei Hoccer und Threema muss man zur Anmeldung einen Namen und eine Telefonnummer bzw. eine E-Mail-Adresse hinterlegen. Kontakte können bei Bedarf verschlüsselt synchronisiert werden, dies ist aber zur Nutzung der App nicht zwingend erforderlich. Problematisch ist, dass der Hersteller sich explizit die Datenweitergabe an Dritte vorbehält, u.a. im Zusammenhang mit der Durchsetzung der Nutzungsbedingungen oder zur Wahrung der eigenen Rechte.

Außerdem weist Wire in seiner Datenschutzerklärung auf Dienste von Drittarbeitern wie Spotify oder YouTube hin. Daten, die beim Verschicken dieser Inhalte entstehen, fallen unter die Datenschutzbestimmungen des Drittanbieters. Wenn Sie diese Datenverarbeitung vermeiden wollen, sollten Sie darauf verzichten, Inhalte von Drittanbietern zu verschicken. Bei Wire ist die Zulässigkeit der betrieblichen Nutzung von den Rechten der Benutzer abhängig. Der Nutzer muss die rechtliche Befugnis haben, das Unternehmen als juristische Person an die Bestimmungen der Nutzungsbedingungen zu binden. Da der "normale Mitarbeiter" solche Befugnisse nicht hat, müssen diese Rechte mittels einer eigenen Nutzungs-Policy an die Nutzer der App vergeben werden. Andernfalls läge eine Vertrags- bzw. Urheberrechtsverletzung vor.

#5 Telegram

Telegram wird häufig als Alternative zu WhatsApp genutzt, jedoch ist dieses Pendant aus Datenschutz-Sicht mit Vorsicht zu genießen. Die App wurde von den russischen Brüdern Pavel und Nikolai Durov entwickelt. Diese haben zuvor den russischen Gegenentwurf zu Facebook "Vkontakte" gegründet.

Telegram-als-sicherere-Alternative-zu-WhatsApp

Als die russische Regierung damit begann, die Internetdienste im Land strenger zu kontrollieren, geriet Pavel in einen Konflikt mit dem Geheimdienst und lebt inzwischen im Exil. Infolgedessen ist die Unternehmensstruktur des Messengerdienstes relativ intransparent und man weiß nicht genau, was mit den Daten geschieht. Denn die Nachrichten sind nur Server-Client-verschlüsselt, also auf dem Weg von Sender zum Server und vom Server zum Empfänger. Folglich hat der Anbieter jederzeit Zugriff auf die Nachrichten. Lediglich im sog. „Secret Chat“ existiert eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Außerdem führt die Cloud-Chat-Funktion dazu, dass sämtliche Chatverläufe auf den Servern des Anbieters gespeichert werden. Dies erhöht zwar den Nutzungskomfort, da Nachrichten auch auf dem PC abgerufen werden können, jedoch sollte man sich nach einer anderen WhatsApp-Alternative umsehen, wenn man Wert auf den Schutz seiner Daten legt. Auch Telegram ist betrieblich nutzbar.

#6 Briar

Briar ist ein neuer Instant-Messenger, der ganz ohne zentrale Server auskommt und nur minimale externe Infrastrukturen benötigt. Die Nutzer kommunizieren direkt über WLAN, Bluetooth oder das "TOR-Netzwerk". Es gibt also keine zentrale Datenbank, es fallen nicht einmal Metadaten an. Die App ist zur zusätzlichen Absicherung passwortgeschützt. Doch diese hohe Sicherheit bringt erhebliche Einbußen im Nutzungskomfort mit sich: 

Bei der Registrierung werden weder Telefonnummer noch E-Mail-Adresse verlangt, das Hinzufügen von neuen Kontakten funktioniert mit dem Scannen eines Barcodes, d.h., dass sich beide Gesprächspartner zu Beginn am gleichen Ort befinden müssen, was nicht immer ohne weiteres möglich ist. Eine spätere Kommunikation ist nur dann möglich, wenn der Gesprächspartner ebenfalls online ist. Außerdem verbraucht die App durch den Verzicht auf verbreitete Google-Dienste sehr viel Akku. Briar ist eine kostenlose Software, die auch die gewerbliche Nutzung erlaubt.

#7 FireChat

FireChat ist ein Instant-Messenger vom US-Anbieter Open Garden. Auch hier sind private Nachrichten Ende-zu-Ende verschlüsselt. Das große Alleinstellungsmerkmal von FireChat ist die Nachrichtenübermittlung ohne Internetverbindung. So stellen alle Geräte, auf denen die Software installiert ist, ein dezentrales Netzwerk her, das über Bluetooth, WLAN und Multipeer Connectivity von Apple funktioniert. Das hat dazu geführt, das FireChat v.a. in Ländern verbreitet ist, in denen die Internetnutzung und die Kommunikation stark reglementiert werden, so z.B. im Irak. Auch bei den Protesten in Hongkong 2014 nutzten die Demonstranten den Messenger, da die Regierung dort wiederholt das Handynetz abgeschaltet hat, um die Kommunikation unter den Demonstranten zu unterbinden. FireChat trifft aktuell keine Aussage zur Beschränkung der Nutzung und sollte daher betrieblich nutzbar sein.

Fazit

Aus datenschutzrechtlicher Sicht haben grundsätzlich alle der aufgelisteten Apps einen Vorteil gegenüber WhatsApp. Bei der Wahl des Messengers gilt zu beachten, dass einige der Apps zwar enorm viel Wert auf Datenschutz legen, der Nutzungskomfort dabei aber erheblich eingeschränkt wird. Ein guter Mittelweg wäre in diesem Fall Signal, jedoch müssen Sie in Ihrem Unternehmen selbst entscheiden, welcher Messenger am besten zu Ihnen passt.

Daniel Lüttgens

Daniel Lüttgens
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