Digitale Völker(ab)wanderung – WhatsApp ändert Nutzungsbedingungen

08. Februar 2021 - Minuten Lesezeit

WhatsApp ändert Nutzungsbedingungen - Über den großen Auszug aus dem WhatsApp-Universum

Rund 70 % der deutschen Bevölkerung nutzt[e] den weltweit beliebtesten und am meisten verbreiteten Messenger-Dienst "WhatsApp". Im letzten Jahr lag die Anzahl der Nutzer alleine in Deutschland bei ca. 58 Mio.!

Aber auch als Marktführer muss man mit geplanten Änderungen vorsichtig sein, was sich Anfang dieses Jahres durch eine digitale Abwanderung zu alternativen Messenger-Diensten zeigte. Alleine bei meinen gespeicherten Kontakten ist die Anzahl der Nutzer der WhatsApp-Alternative "Signal" innerhalb eines Monats um knapp 10 % gestiegen. Insgesamt wurden alternative Messenger-Dienste millionenfach in den App-Stores runtergeladen.

Grund für dieses Umdenken und Abwandern sind die ursprünglich bereits für diesen Monat geplanten Änderungen der Nutzungsbedingungen von WhatsApp. Sollte man den neuen Bedingungen nicht zustimmen, kann man WhatsApp nicht weiter nutzen.

Was führt WhatsApp denn nun im Schilde und was ändert sich konkret datenschutzrechtlich für die Nutzer?

Kurze Antwort: im Prinzip nicht viel.

Offenbar sollen mehr Daten mit dem Mutterkonzern "Facebook" geteilt werden - jedoch gilt dies lt. WhatsApp nur für Nutzer außerhalb der EU und Großbritannien, da dort eine andere Datenschutzrichtlinie gilt.

Da WhatsApp zu den Facebook-Unternehmen gehört, teilt WhatsApp bereits jetzt - also ohne die o.g. Datenschutzänderungen - Daten mit Facebook. Nachdem die App auf einem Endgerät installiert wurde, muss man den (bisherigen) Nutzungsbedingungen zustimmen - hier war bereits die Datenübermittlung an Facebook enthalten. Ohne diese "Einwilligung" konnte man WhatsApp auch bisher nicht nutzen.

So weit so gut, aber warum dann jetzt die ganze Aufregung und die Abwanderungen?

Nun ja, es ist wohl am ehesten mit der menschlichen Psyche zu erklären. Jedem ist bewusst, dass man Nutzungsbedingungen bei einer neu installierten App bestätigen muss. Das Durchlesen dieses zumeist seitenweisen, juristischen Texts spart man sich meistens.

Wenn aber nun plötzlich - nach jahrelanger Nutzung von WhatsApp - eine Meldung aufploppt (WhatsApp ändert Nutzungsbedingungen in Bezug auf Datenschutz) und vom Nutzer eine zwingende Einwilligung fordert, dann gehen bei vielen Menschen die Alarmglocken an.

Die Sensibilität der Bevölkerung für das Thema Datenschutz ist - nicht zuletzt durch die in den Medien dargestellten Datenschutzverstöße mit teilweise erheblichen Bußgeldern - deutlich gewachsen.

So sollte man sich immer die Frage stellen, warum ein Dienst - wie z.B. WhatsApp - die Plattform (vermeintlich) "kostenlos" zur Verfügung stellt…

Wer genauer hinschaut, der erkennt, dass WhatsApp sich vom Nutzer gewisse Rechte einräumen lässt. WhatsApp möchte z.B. auf unsere Galerie, unser Mikrofon, den Standort etc. zugreifen. Das heißt, man gewährt WhatsApp ein gewisses Nutzungsrecht an diversen, persönlichen Daten.

Welchen Nutzen zieht WhatsApp aus der Bereitstellung dieser Daten?

Bei Zusammenführen vieler Informationen über eine Person, kann man sich ein gutes Bild von den Interessen und Vorlieben der Person verschaffen. Befindet man sich z.B. am Wochenende häufig in einem Fußballstadion, so kann man darauf schließen, dass die Person Fan einer bestimmten Mannschaft ist - naheliegend wäre dann z.B. personalisierte Werbung für Fankleidung o.ä.. Durch die Werbeeinnahmen lässt sich eine App problemlos finanzieren. Derzeit findet über WhatsApp selber noch keine Werbung statt, jedoch ist dies bereits seit geraumer Zeit perspektivisch geplant.

In Verbindung mit der Datenübertragung an den Mutterkonzern Facebook und mit einem Blick in die Nutzungsbedingungen von Facebook ist ersichtlich, dass der Konzern sehr wohl personalisierte Werbung schaltet.

So heißt es z.B. in den Nutzungsbedingungen von Facebook:

"2. Wie unsere Dienste finanziert werden

Anstatt dafür zu zahlen, Facebook sowie die anderen von uns angebotenen Produkte und Dienste zu nutzen, erklärst du dich durch Nutzung der Facebook-Produkte, für die diese Nutzungsbedingungen gelten, einverstanden, dass wir dir Werbeanzeigen zeigen dürfen, für deren Hervorhebung innerhalb und außerhalb der Produkte der Facebook-Unternehmen wir von Unternehmen und Organisationen bezahlt werden. Wir verwenden deine personenbezogenen Daten, z. B. Informationen über deine Aktivitäten und Interessen, um dir Werbeanzeigen zu zeigen, die relevanter für dich sind."

Auch Facebook lässt sich übrigens gewisse Nutzungsrechte an Daten der Nutzer einräumen:

"(…)gewährst du uns eine nicht-exklusive, übertragbare, unterlizenzierbare und weltweite Lizenz, deine Inhalte (gemäß deinen Privatsphäre- und App- Einstellungen) zu hosten, zu verwenden, zu verbreiten, zu modifizieren, auszuführen, zu kopieren, öffentlich vorzuführen oder anzuzeigen, zu übersetzen und abgeleitete Werke davon zu erstellen. Diese Lizenz dient nur dem Zweck, dir unsere Produkte bereitzustellen. Das bedeutet beispielsweise, dass du uns, wenn du ein Foto auf Facebook teilst, die Berechtigung gibst, es zu speichern, zu kopieren und mit anderen zu teilen".

Man kann also gut erkennen, dass "kostenlose" Apps häufig nicht kostenlos sind - man zahlt vielmehr mit seinen Daten und wird durch die daraus resultierende, personalisierte Werbung bewusst oder unbewusst manipuliert. Da dies ohne Einwilligung nicht möglich ist, hat der Nutzer entweder die Wahl auf die App zu verzichten oder sich der oben dargestellten Manipulation zu stellen.

Ich für meinen Teil mache es so, wie viele Millionen Nutzer seit neuestem ebenfalls und werde mich auf die Nutzung der datenschutzkonformeren Alternativmessenger konzentrieren.

Wer sich nach der Meldung "WhatsApp ändert Nutzungsbedingungen" hierüber informieren möchte, dem steht ein weiterer interessanter Blogartikel zur Verfügung:

WhatsApp-aendert-seine-Nutzungsbedingungen

"Mehr Sicherheit: 7 WhatsApp-Alternativen"

Viel Spaß beim Lesen!

Katrin Dahmen

Katrin Dahmen
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